2018/2019

Silvester in Schweden

W

enn ich ehrlich bin, stand Schweden nie wirklich auf meiner “Da-muss-ich-unbedingt-hin”-Liste. Und wirklich viel wusste ich über das Land auch nicht. Klar, es gehört zu Skandinavien, liegt zwischen Norwegen und Finnland und ist die Heimat von Astrid Lindgren, Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga. Aber als Urlaubsziel hatte ich es lange Zeit nicht wirklich auf dem Schirm.

Mit Anfang 20 stand erstmal die große weite Welt auf dem Zettel.

Kanada, die Karibik und die USA. Auf keinen Fall Pauschalurlaube, das war spätestens nach einer Woche All-Inclusive Urlaub auf Kos klar (wobei Kos eine wirklich wunderschöne Insel und auf jeden Fall einen Besuch wert ist). Zwischendurch, um ein wenig Geld zu sparen, bereisten wir mit Norwegen unser erstes skandinavisches Land. Damals ganz mutig, nur mit einem (wirklich schweren) Rucksack auf dem Rücken, einem Ultraleichtzelt mit gefühlt einem Meter Deckenhöhe und aufblasbaren Isomatten als Luxusgegenständen. Aber Schweden schaffte es einfach nicht auf meine Reisezielliste. 

 

Bis zu dem unglaublich heißen und nicht enden wollenden Sommer 2018. In meiner Erinnerung war es einfach von Mai bis Oktober nur heiß, in unserer Wohnung, in meinem Büro und draußen sowieso. Da wir eh geplant hatten über Silvester wegzufahren, um dem ganzen klassischen Silvesterstress einfach mal aus dem Weg zu gehen, entschieden wir uns relativ spontan für eine Woche Schweden. Den Jahreswechsel ganz ohne Stress und dazu noch im Schnee zu verbringen, das klang nach einem Traum. Und bis auf kleine Startschwierigkeiten und den Schnee, für den wir leider zu weit südlich waren, war es das auch.

Der Hinflug – Seid ihr schon einmal am falschen Flughafen gelandet?

Wir schon. Und zwar in Karlstad statt in Jönköping. Nachdem wir mit bereits vier Stunden Verspätung in Frankfurt abhoben, landeten wir zwei Stunden später nicht, wie eigentlich geplant, in Jönköping, am südlichen Ende des Vättern, sondern in Karlstad, das am nördlichen Ende des Vänern liegt. Da der Zwischenstopp in Jönköping den ohnehin schon verspäteten Flug noch mehr Zeit gekostet hätte, hat die Fluggesellschaft kurzerhand entschieden, dass es günstiger ist, die Passagiere, die eigentlich bei der Zwischenlandung in Jönköping ausgestiegen wären, mit dem Bus 4 Stunden zurückzufahren, als extra zu landen. Nur hat uns das während des Fluges niemand mitgeteilt, weshalb wir etwas irritiert waren, als wir kurz nach der Landung lasen “Välkommen till Karlstad”. 

Wir nahmen es einfach mit Humor, sicherten uns die vordersten Plätze im Bus und genossen die vierstündige Fahrt mitten durch die wunderschöne Landschaft von Schweden.

Kleine Anmerkung: Keine Angst, unsere Airline könnt ihr gar nicht mehr erwischen, da sie gerade mal 28 Tage nach unserem Rückflug den Flugbetrieb eingestellt hat 🙈

Willkommen am Karlstad Airport
Sonnenuntergang-Flughafen-Karlstadt-Schweden-Julias-Reisemoment
15:30 Uhr - Sonnenuntergang bei der Landung

Das Haus – Det perfekta Friditshuset

Schon bei der ersten Suche auf AirBnB war klar, dass es vor allem eins sein muss: gemütlich! Das Haus war uns sogar wichtiger als die Lage, weshalb wir erst unser Traumferienhaus in Adelöv, einer wirklichen kleinen Stadt zwischen Gränna und Tranåsfanden, und erst dann geschaut haben, welcher Flughafen dafür am günstigsten wäre. Und so kam es, dass wir in der historischen Provinz Småland (Astrid Lindgren lässt grüßen) wirklich das perfekte Häuschen mit Kamin, gemütlichem Sofa, einer kleinen, aber perfekt ausgestatteten Küche und ganz ganz vielen Kerzen fanden. 

Große Fenster, beheizter Vorraum: einfach perfekt!

Diese Woche in unserem kleinen Schwedenhaus war die perfekte Auszeit für uns: einfach ausschlafen, dem Sonnenaufgang zuschauen (zwischen halb 10 und 11 Uhr), lesen, Netflix, kochen, dem Sonnenuntergang zuschauen (zwischen 15 und 16 Uhr) und zwischendurch ein kleiner Spaziergang oder zumindest Holzhacken für den Abend vorm Kamin. In keinem Urlaub konnte ich so viel Kraft und Energie tanken wie in diesem.

Die Ausflüge

Neben den notwendigen Einkäufen im Supermarkt und im Systembolaget (Alkohol gibt es in Schweden nicht in normalen Supermärkten) machten wir einen kleinen Ausflüge in die Umgebung. 

An Neujahr entschieden wir uns relativ spontan die Stadt Gränna zu besuchen. Wir wussten vorher nicht, dass die Stadt das Zentrum der schwedischen Zuckerstangenherstellung ist, was sich aber spätestens beim Spaziergang durch die überschaubare Hauptstraße änderte, in der sich Zuckerstangenladen an Zuckerstangenladen reiht. 

Natürlich konnten auch wir nicht widerstehen und haben bei Polkaprinsen Zuckerstangenbonbons für die nächsten zehn Jahre eingekauft.

Ein kleiner Einlick in eine Zuckerstangenmanufaktur
Eine ganze Straße mit Schaufenstern wie diesen 😍

Neben einem Bummel durch die süßen Manufakturen ist in Gränna auch das Freilichtmuseum zu empfehlen. Da wir mitten im Winter und damit außerhalb der klassischen Touristensaison in Schweden waren, hatte das Gränna Museum leider geschlossen. Dafür fanden wir, mehr durch Zufall, das Grännabergets Friluftsmuseum, das Freilichtmuseum, mit seinen unterschiedlichen Häuser, den außergewöhnlichen, roten Glockenturm aus der Zeit des Mittelalters und vor allem eine wirklich tolle Aussicht auf den Vänern im Hintergrund.

Historischer Glockenturm im Frelichtmuseum Gränna
Blick vom Grännaberget über Gränna auf den Vänern
In den Straßen von Gränna
Freilichtmuseum Gränna – im Winter völlig verlassen

Zum Abschluss entschieden wir uns unsere letzten Stunden in vor dem Abflug in Jönköping zu verbringen. Und so fuhren wir nach dem Verlassen unseres traumhaften AirBnB-Hauses in die 45 Minuten entfernte Provinzhaupstadt mit ihren knapp 100.000 Einwohnern und bummelten den ganzen Nachmittag durch kleinere und größere Geschäfte. Besonders die Interior-Shops in Schweden haben es mir angetan, weshalb dann doch noch das ein oder andere Urlaubsmitbringsel in unserem Gepäck landete. 

Alles in allem ist Jönköping eine schöne Stadt mit einer guten Mischung aus Tradition und Moderne, für die sich ein kurzer Besuch durchaus lohnt. So findet man in der Stadt klassische Schwedenhäuser, die in starkem Kontrast zu dem modernen Hafen stehen, an dem man aber trotzdem gemütlich spazieren gehen und auch verweilen kann. 

Und natürlich konnten wir Schweden nicht verlassen, ohne einen letzten Besuch in einer schwedischen Bäckerei. Als letzte Stärkung und als kulinarisches Mitbringsel durften sie natürlich nicht fehlen: original schwedische Zimtschnecken. Mit ihnen im Gepäck machten wir auf den Weg zum Flughafen von Jönköping, einem wirklich sehr überschaubaren und absolut stressfreien Ort, der perfekt zu unserem allgemeinen Eindruck Schwedens passte.

Kleiner Cliffhanger zum Schluss: Das war definitiv nicht unser letzter Besuch im Heimatland von Michel und Pippi 😉

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